Grundgedanken

_MG_7503 1.jpg.pDie Pferde sind in unserer Arbeit Begleiter, Unterstützer und oft auch Vorbilder. Wir haben viel mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen zu tun, die sich in Krisensituationen befinden. Sie suchen Ruhe, Geborgenheit und soziale Stützen. Die Tiere bauen hier eine Brücke und schenken diesem Personenkreis vorurteilsfrei genau diese Aufmerksamkeit. Damit die Tiere das können, gerne in der therapeutischen Arbeit mitwirken und langfristig physisch und psychisch gesund bleiben, ist eine artbewusste Haltung unabdingbar. Pferde benötigen uneingeschränkte soziale Kontakte zu Artgenossen, umfangreiche Bewegungsmöglichkeiten, einen hohen Raufutteranteil, eine auf das jeweilige Tier abgestimmte Ausbildung, gesund erhaltenes Training sowie überschaubare „Arbeitszeiten“.

Wir arbeiten mit den Pferden im freien Kontakt. Das heißt, dass sie zeigen dürfen, wenn sie etwas nicht mögen und sie sich zum Beispiel bedrängt fühlen. Wir verzichten unter anderem auch aus diesem Grund grundsätzlich auf Ausbindezügel und in den Therapiestunden auf Gebisse. Wir nutzen die Reaktion der Tiere, um Verhaltensweisen zu reflektieren (distanzloses oder aggressives Verhalten). Die Motivation der Klienten ist in der Regel so groß, dass das eigene Verhalten angepasst wird, um wieder mit dem Pferd in einen harmonischen Kontakt treten zu können. Die Botschaft lautet, dass die Tiere NEIN sagen dürfen, wenn ihnen etwas unangenehm ist, und sie das auch einfordern dürfen. In unserer Arbeit steht der Beziehungsaufbau zum Pferd sehr stark im Vordergrund. Die Pferde werden orientiert an ihrer Persönlichkeit, an ihren Stärken, Schwächen und auch Vorlieben in der Arbeit eingesetzt. Aus dieser Haltung den Tieren gegenüber heraus, können wertvolle Schlussfolgerungen für das eigene Leben gezogen werden.

MG_7673Natürlich arbeiten die Pferde auch mit Menschen zusammen, die über wenig Reflexionsvermögen verfügen und werden von uns, den Reittherapeutinnen, angeleitet und motiviert.

Wir bestärken die Klienten darin, sich im Leben für elementare Dinge einzusetzen, damit die Lebensqualität gesteigert werden kann. Dazu zählt zum Beispiel, soziale Kontakte zu pflegen, einen Tages-und Nachtrhythmus einzuhalten und Tagesstrukturen aufzubauen. Die Pferde dienen uns hier als Vorbild. Wenn Pferde möglichst artbewusst gehalten werden, haben sie die Chance, Strukturen zu leben, die ihnen gut tun. Und das können wir gemeinsam mit den Klienten beobachten und erleben.

Wir versuchen den Klienten stets Tier- und Naturschutz näher zu bringen. Dieses Thema kann natürlich besonders im Freien berücksichtigt werden. Auch der Rhythmus der Jahreszeiten lässt sich in der Natur besonders gut erfahren. Wir möchten die Klienten darauf sensibilisieren, achtsam und aufmerksam mit den Tieren, der Umwelt und mit sich selbst und anderen umzugehen.

Wir sehen ein Pferd in erster Linie als Individuum mit eigenen Bedürfnissen, nicht nur als „Reitpferd“. Das Reiten ist nur eine von vielen wunderschönen Beschäftigungen, die man gemeinsam mit Pferden erleben kann. Pferde, die auf Grund ihres Alters oder eine Erkrankung, die gegen das Reiten spricht, nicht mehr tragen können, werden nicht abgegeben, sondern bleiben bis zu ihrem Lebensende in ihrer Herde.